Konzerteinführung Nov. 2010

Konzerteinführung November 2010

Bernhard Herrmann: „Psycho“


Der Amerikaner Bernhard Herrmann war 1930 bis 33 Schüler der berühmten Juillard School of Music und studierte Komposition und Dirigieren. Sein Traum war es zunächst Dirigent eines großen Orchesters zu sein. Bis 1955 war er Chefdirigent des CBS-Rundfunkorchesters, gastierte auch gelegentlich bei ganz großen Orchestern, aber in die erste Riege der weltberühmten Dirigenten schaffte er es nicht.
Inzwischen war er allerdings als Komponist von Filmmusiken bekannt geworden. Bereits 1941 hatte er die Filmmusik zu „Citizen Kane“ von Orson Wells komponiert, und ab 1956 arbeitete Herrmann mit Alfred Hitchcock zusammen. Das heute so genial wirkende Zusammenspiel von Musik und Film war oft das Ergebnis langer Auseinandersetzungen zwischen dem Regisseur und dem Musiker. So wollte Hitchcock z. B. in der berühmten Dusch-Szene von „Psycho“ eigentlich gar keine Musik. Herrmann hat die eindringlichen Violinschreie erfunden, die heute untrennbar verbunden scheinen mit den Bildern. Selbst die konzertante, zur Suite zusammengestellte Filmmusik lässt den Zuhörer die Filmbilder vor Augen treten. „Psycho“ entstand 1960. Die ermüdenden Auseinandersetzungen dauerten fort, bis es 1966 bei der Musik zu „Der zerrissene Vorhang“ endgültig zum Bruch kam.
Herrmann komponierte nun die Musik zu „Fahrenheit 451° von Francois Truffaut (1966). Seine letzte Filmmusik ist die zu „Taxi Driver“ von Martin Scosese (1976).

Arvo Pärt „Fratres“

Im Estland der Sowjetzeit waren die Komponisten weitgehend abgeschnitten von den Entwicklungen der westeuropäischen Moderne. Das führte sie zu ganz eigenen Wegen. Arvo Pärt ist der Bekannteste Vertreter dieser Genetation. 1976 hatte er seinen ganz eigenen Stil gefunden, den er „tintinnabuli“ (lat. Göckchen) nannte. Es ist eine Art Flucht in die freiwillige Armut. Der Komponist lässt das ganze moderne Arsenal zurück und rettet sich in die pure Einstimmigkeit und behält allein das Nötigste, den Dreiklang. In seinem Fratres-Zyklus – es gibt eine Variante für Violine und Klavier, verschiedene Variationen davon, eine für Kammerensemble, welche die ursprüngliche Fassung mit den Variationen kombiniert und eine Variante für Streichquartett – beschränkt sich Arvo Pärt fast ausschließlich auf den a-Moll-Akkord und die harmonische d-Moll-Skala. Schlagzeugtakte trennen die einzelnen Abschnitte, in denen der Zentralton jeweils um eine Terz nach unten wandert und so eine Spirale im Tonraum erzeugt.
„Fratres“ wurde durch Aufführungen durch das legendäre Kronos-Quartett zu einem der bekanntesten Stücke von Arvo Pärt.

Jens Klimek „In Lucem Sanctam“

1983 hat der Schönebecker Glaskünstler Christoph Grüger (geb. 1926) die Fenster für die katholische St. Mechthild Kirche in Magdeburg gestaltet. 58 Jahre jünger ist der Künstler, dem sie Anregung zu einer Komposition wurden. Generationen und verschiedene Künste treffen in „In Lucem Sanctam“ aufeinander, und sie verbinden sich in idealer Weise. Die Musiker der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie sind die Bindeglieder, denn das Orchester hat 2009 während des 18. Tonkünstlerfestes Sachsen-Anhalt die Komposition von Jens Klimek uraufgeführt. Licht und Farben, Töne und Klangfarben sind eine spannende Symbiose eingegangen.

Josef Suk „Serenade Es-Dur op. 6 für Streicher“

Joseph Suk war ein tschechischer Komponist und berühmter Geiger seiner Zeit, und er war der Schwiegersohn von Antonin Dvorak. Die Streicherserenade Es-Dur gehört zu seinen Frühwerken, in denen er noch deutlich von Dvorak beeinflusst war. Sie ist an die Streicherserenade des Schwiegervaters angelehnt. Musikantentum und Nähe zur heimischen Volksmusiktradition sind unüberhörbar. Allerdings geht sein Werk über die Heimatromantik hinaus. Neben den typischen Rhythmen und der eingängigen Melodik, sind auch bereits reflektive Elemente eingebaut, die seinen späteren Stil beherrschen werden. Man hört bereits in der Serenade Anklänge an eine Entwicklung, die ihn in die Nähe Gustav Mahlers führen wird. Nachdem 1904 Dvorak und ein Jahr später seine geliebte Frau gestorben waren, setzte sich sein Reifestil durch, in dem Todesmotive, grelle Naturbilder und düstere Visionen hörbar werden.

Liane Bornholdt

Quellen MGG, Demmler. Komponisten des 20. Jahrhunderts, www.bernhardherrmann.org