Der Nachruf vom 26.05.11

...

Ihre Begeisterung für die Oper konnte man am Telefon hören und in ihren Texten lesen – die Inszenierung „Lucia di Lammermoor“ im Opernhaus Magdeburg war die letzte von unzähligen Opern-Rezensionen, die Liane Bornholdt geschrieben hat. Am 23. Mai starb die langjährige Volksstimme-Autorin im Alter von 58 Jahren nach einer plötzlichen Erkrankung und schweren Operation. Mit ihr verliert die Volksstimme eine freie Journalistin, die zwei Jahrzehnte lang die Kulturseiten
unserer Zeitung maßgeblich mitgeprägt hat.

Liane Bornholdt wurde am 3. März 1953 in Dresden geboren, machte ihr Abitur 1972 in der Magdeburger EOS „Geschwister Scholl“ und studierte in Leipzig Soziologie. An der dortigen Universität war sie als Dozentin für Afrika- und Nahost- Wissenschaften tätig, bevor sie 1988 nach Magdeburg zog.
Wenige Jahre später begann sie, als freie Journalistin für die Volksstimme zu arbeiten. Charakteristisch für Liane Bornholdt war ihre Leidenschaft für die Kultur, die ihr gesamtes Leben bestimmte. Auch wenn die klassische Musik und hier insbesondere Mozarts Opern ihr Lieblingskind waren, gab es praktisch kein Genre, für das sie sich nicht begeisterte und für das sie nicht akribisch recherchierte, um es sich zu erschließen.
Sie liebte die Musik ebenso wie die Literatur, genoss Konzerte mit der gleichen Freude und Intensität wie eine Kabarett- oder Schauspiel-Premiere. Ganz gleich, ob Liane Bornholdt über eine Lesung, eine Ausstellung, eine Musikreihe oder neu erschienene CD schrieb – stets zeichneten sich ihre Texte und Rezensionen durch eine kritische Haltung aus, die aus ihrem hohen Anspruch an Qualität von Kunst und Kultur resultierte.

Dabei war sie stets darauf bedacht, mit Kritik nicht zu zerstören, sondern anzuregen und zu verbessern. Ihre prinzipielle Ehrlichkeit, gepaart mit großer Kompetenz und Erfahrung, ließ sie zu einer anerkannten und gefragten Partnerin für viele Kulturschaffende werden. Wohl wissend, dass sie mit ihrer Bewertung nicht jedermanns Geschmack treffen konnte, wich sie von ihrer kritischen Haltung dennoch nie ab.

Für die Kulturredaktion war Liane Bornholdt weit mehr als eine freie Autorin und Journalistin – sie war Kollegin, Partnerin und zuverlässige Freundin, die stets bereit war, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und einzuspringen, wenn Not am Mann war. Sie scheute sich nicht, nachts mit dem Zug nach Hause zu fahren, wenn eine Inszenierung des Nordharzer Städtebundtheaters oder des Theaters der Altmark besetzt werden musste.
Mit nicht enden wollender Neugier setzte sie sich in einen Saal voller Dreijähriger, um ein neues Stück des Magdeburger Puppentheaters zu sehen und zu besprechen. Liane Bornholdt gehörte zu jenen Menschen, die ihre Begeisterung und ihre Leidenschaft nie verloren haben. Sie konnte am Telefon sehr emotional von einem Konzert schwärmen oder ihren Ärger darüber zum Ausdruck bringen, wenn in ihren Augen etwas banal oder dilettantisch war.
Solche Gespräche gehörten nahezu täglich zum Redaktionsgeschehen – Liane Bornholdt war in unserer Arbeit allgegenwärtig. Mit sehr viel Dankbarkeit blicken wir auf diese Zeit zurück. Sie hinterlässt eine große Lücke in unserer Redaktion und große
Leere in unserem Fühlen.

Die Trauerfeier findet am 10. Juni, 12 Uhr, auf dem Westfriedhof Magdeburg statt.

http://www.volksstimme.de/