Konzerteinführung Febr. 2011

Konzerteinführung Februar 2011

Johann Friedrich Fasch: Ouvertüre D-Dur FWV K:D14 „Jagdouvertüre“

„Einer jener .. Neuerer, welche die Instrumentalmusik ganz auf eigene Füsse stellten....“ sei Johann Friedrich Fasch gewesen. So jedenfalls lautete das Urteil Hugo Riemanns über ihn, der an der Wende vom 19. zum 20 Jahrhunderts erste Hinweise auf diesen verkannten Protagonisten des Übergangs vom Barock zur Klassik lieferte. Fasch, 1688 in Buttelstedt bei Weimar geboren, trat 1701 als erster Schüler Johann Kuhnaus in die Leipziger Thomasschule ein, studierte dann Theologie, übernahm die Kirchenmusik an der Paulinerkirche und gründete dort in der Nachfolge Telemanns ein zweites Collegium musicum. Nach Telemanns Vorbild komponierte er seine ersten Ouvertürensuiten und Kirchenkantaten. Dresden, Prag, Darmstadt, Gera waren nächste Stationen bis Fasch im September 1722 seine Lebensstellung am Anhaltischen Hof in Zerbst übernahm. Hier hatte er ein Riesenpensum zu bewältigen, etwa gleich für 1722/23 einen doppelten Jahrgang Kirchenkantaten zu komponieren. Dazu Serenaden und Kammermusik für festliche Anlässe bei Hofe. Trotz des immensen Arbeitspensums pflegte er die Verbindungen zu seinen früheren Wirkungsstätten, besonders zur Darmstädter Hofkapelle, die unter Johann Georg Pisendel eines der besten Orchester der Zeit war und die Fasch regelmäßig mit neuen Werken belieferte.
Von Faschs umfangreichem Werk sind heute nahezu 80 % verloren, da nichts im Druck erschienen war, obgleich seine Zeitgenossen ihn außerordentlich schätzten. Von vielen Werken wissen wir von einem „Verzeichnis der Concert-Stube“ im Zerbster Schloss von 1743. Von diesen aber ist nur das erhalten, welches durch Abschriften weitergegeben wurde.
Einen großen Umfang in seinem Schaffen nehmen die Ouvertürensuiten ein, von denen 86 erhalten sind, zu denen auch unsere „Jagdouvertüre“ gehört. Sie ist aus Darmstadt in Abschriften Johann Christian Graupners in zwei verschiedenen Fassungen überliefert und entstand wahrscheinlich 1738/40.
In Faschs Ouvertüren wechseln Tanzsätze nach französischem Vorbild mit tanzfreien Sätzen. Der Beiname „Jagdouvertüre“ weist vermutlich auf die Besetzung mit zwei Hörnern hin.
Die Verwendung eines reichen Bläserinstrumentariums, vor allem aber die schon sinfonische Fortspinnung des motivischen Materials, rückt vor allem seine Instrumentalwerke bereits in die Nähe des klassischen Idioms, ein Wegbereiter der Klassik.

Friedrich Ernst Fesca: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 10

Friedrich Ernst Fesca wurde 1789 in Magdeburg geboren. Sein Vater, Obersekretär und Marktrichter des Magistrats, war mit Johann Heinrich Rolle befreundet, welcher den jungen Friedrich förderte.
Als geigerisches Wunderkind kam Fesca u.a. in die Schule von J. Friedrich Ludwig Zachariae. 1800 trat er zum ersten Male an die Öffentlichkeit, worüber als Augenzeuge J. Fr. Rochlitz berichtet. Von entscheidender Bedeutung wurde der Kompositionsunterricht bei Friedlich Adolf Pitterlin (1769-1804), dessen Tod ihn veranlasste, Magdeburg den Rücken zu kehren und im Juni 1805 nach Leipzig überzusiedeln.
Dort wurde er Gewandhausgeiger und Musikschriftsteller. Bekannt wurde Fesca als geistreicher und gefürchteter Kritiker bei der „Allgemeinen musicalischen Zeitung“ des Verlages Breitkopf & Härtel. Mehr und mehr aber genossen auch seine Kompositionen Anerkennung.
Er hatte als Schüler August Eberhard Müllers in Leipzig dessen tiefe Verehrung für Mozart übernommen, und seine frühen Werke komponierte er in naher Anlehnung an diesen. 1806 folgte er einem Ruf nach Oldenburg, kam aber bald nach Magdeburg zurück.
Ein Konzert am Kgl. Westfälischen Hof Jérômes in Kassel verschaffte ihm eine Berufung als Kammermusikus an die neuerrichtete Kasseler Hofkapelle, die nach Reichardts Abgang unter der Leitung von Felici Blangini stand. Die Kasseler Zeit, die mit dem Zusammenbruch des napoleonischen Reiches 1813 endete, war Fescas glücklichster und schaffensreichster Lebensabschnitt.
Hier entstand 1813 auch die 2. Sinfonie op. 10 D-Dur.
Inzwischen hatte Fesca auch Carl Maria v. Weber getroffen, und auch diese Begegnung hinterließ Spuren in seinen Werken. Die 2. Sinfonie steht noch fest auf dem Boden der Klassik, aber es sind bereits romantische Farben zu hören, so dass er als eine Gestalt des Übergangs zu werten ist. Er blieb als später Klassiker jedoch im Schatten der mächtigen Werke der deutschen Romantik, und seine Musik gilt es noch neu zu entdecken.

Ludwig van Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73

Beethovens letztes Klavierkonzert entstand 1809 in Wien zur Zeit der napoleonischen Besetzung. Die kriegerischen Zustände haben ihre Spuren in diesem Konzert hinterlassen. Man hat in diesem Konzert stets ein geheimes Programm vermutet. Pathetischer Tonfall, Verklärung von Heldenmut und religiöser Zusprache wie schließlich, ganz im Sinne der patriotischen Bewegung der Befreiungskriege, Siegesgewissheit sollen hörbar sein. Die Deutungen sind natürlich wie immer bei Beethoven außerordentlich problematisch. Auf Grund der Tonart im 1. Satz, Es-Dur – die „heroische“ Tonart der 3. Sinfonie – gab man dem Konzert im englischen Sprachraum den Titel „The Emperator“, was aber Beethovens eigenen Äußerungen zu Zeit und Werk krass widerspricht und auch der Musik. Dem Energischen steht das Lyrische immer zur Seite und verbindet sich zu untrennbarer Einheit.
Interessanter sind die musikalischen Wirkungen. Zur Uraufführung in Leipzig durch Friedrich Schneider wurde es ein außerordentlich großer Erfolg, anders als wenig später in Wien, wo es, gespielt von Carl Czerny, durchfiel. Dennoch wurde gerade dieses Konzert Urbild vieler weiterer Konzerte des 19. Jahrhunderts. Rhapsodischer Auftakt, Ausgewogenheit, klanglicher Reichtum und die enge Verbindung von Solopart und Orchester wurden zum Maßstab für anspruchsvolle Solokonzerte. Am deutlichsten ist das Vorbild in Liszts Klavierkonzert Nr. 1, das auch in Es-Dur steht, zu erkennen.

Liane Bornholdt
Quellen: MGG. Stephan Blaut (Fasch), Erich Valentin (Fesca), Harenberg Konzertführer, Pfeifer, Rüdiger. FWV