Konzerteinführung Mai 2011

Konzerteinführung für das Anrechtskonzert Mai 2011

Antonin Dvorak: Konzert für Klavier und Orchester g-Moll op.33

Im Jahr 1876 beschäftigte sich Antonín Dvorak mit Klavierkompositionen. Es entsteht ein Klaviertrio und Das Klavierkonzert g-Moll. Ausschlaggebend dürfte die Bekanntschaft mit dem Pianisten Karel von Slavkovský gewesen sein, denn Dvorak selbst war kein Pianist und hatte wenig eigene Erfahrungen mit dem Instrument. Dennoch gelang ihm mit dem Konzert ein erstaunlich tiefgründiges, wenn auch nicht sehr pianistisches Werk. Es scheint auch von Schumann beeinflusst, aber in der musikalischen Gesamtkonzeption treten die typischen Dvorak-Stärken deutlich hervor. Das Konzert ist mehr sinfonisch als virtuos angelegt, im thematischen Material die wunderbaren folkloristischen Anklänge, die Dvorak geradezu zu einem Modekomponisten der Zeit gemacht hatten. Dabei ist hier wie auch etwa in der Romanze „Klänge aus Mähren“, die gerade sehr erfolgreich war, oder in der 5. Sinfonie die Folksmusik nie einfache melodische Kopie, sondern sehr kunstvoll nachempfundene neu erfundene Musik. Unter den drei Themen des 1. Satzes kommt dies vor allem beim zweiten Thema, vorgestellt von den Streichern, zum Ausdruck. Der 2. Satz, Andante sostenuto, besticht durch Anmut und Empfindsamkeit, dessen Zartheit und kantable Schönheit auch in den bewegteren Abschnitten erhalten bleiben. Erst in der berühmten 9. Sinfonie wird Dvorak dieses lyrische Sichversenken wieder erreichen.
Im Rondo-Finale treten sehr kontrastreiche Themen auf, u.a. in der Form einer Folge Tschechischer Tänze. Dies entsprach dem ausgesprochenen Wunsch Slavkovskýs, der auch die Uraufführung 1878 in Prag spielte.
Allerdings fand das Klavierkonzert nicht sehr viele Liebhaber unter den Pianisten, weil es ihnen zu wenig Gelegenheit zu virtuosem Glanz gibt, und so blieb dieses einzige Klavierkonzert Dvoraks immer im Schatten zu dessen Violin- und Violoncellokonzert.

Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Als Beethoven 1811 bis Frühjahr 1812 an der 7. Sinfonie arbeitete, hatte er sich gerade drei Jahre lang mit anderen Gattungen beschäftigt, vor allem mit Klavier- und Kammermusik. Nach den an Traditionen anknüpfenden Sinfonien 1, 2 und 4 und den durch außermusikalische Sujets beeinflussten Sinfonien 3, 5 und 6, wagt er mit der 7. einen gewissen Neuanfang des sinfonischen Schaffens.
Die Spannung und der strahlend-festliche Charakter dieser Sinfonie entstehen allein durch die charakteristischen Rhythmen der der einzelnen Sätze, tänzerisch-hüpfende Figuren im 6/8-Takt im ersten, ein ruhiges Schreiten im Andante, eine ausdrucksvolle Viertelbewegung im Scherzo und eine temperamentvolle Drehbewegung im 4. Satz, sowie durch ein besonderes Changieren in der Harmonik. Der Grundtonart A-Dur stellt Beethoven die entfernte Tonart F-Dur zur Seite. Damit erreicht er klanglichen Reichtum und in gewisser Weise romantische Farben.
Es hat immer wieder Versuche gegeben, die Siebente auch außermusikalisch zu interpretieren, und diese gingen z. T. inhaltlich weit auseinander. Am bekanntesten wurde Richard Wagners Titelgebung der Sinfonie als „Apotheose des Tanzes“, der damit den unkämpferisches Gestus dieser Sinfonie betonte.
Bis heute ist die Siebente diejenige Beethoven-Sinfonie, deren Interpretationen am weitesten auseinandergehen, die von sehr vital (Arturo Toscanini) bis zu ausgesprochen gemäßigt und gemessen (Otto Klemperer) reichen.



Liane Bornholdt

Quellen: Harenberg. Konzertführer