Telemann - TSM

495. Telemann Sonntagsmusik
Musik für das vollkommenste Instrument
Von Liane Bornholdt


Magdeburg. Die Gambe, so schwärmten die Franzosen im 17. Jahrhundert, sei das vollkommenste Instrument, da sie am besten der Natur entspräche, und wenn Adam im Paradiese ein Instrument gebaut hätte, so wäre es eine Viola da gamba gewesen. Wahrscheinlich im 15. Jahrhundert kam die Viola da Gamba über Spanien mit Wurzeln bei dem maurischen Rebab, der Laute und der spanischen Viella in Mode, und sie blieb auch lange nach der Entwicklung des moderneren italienischen Barockvioloncellos bis ins 18. Jahrhundert außerordentlich beliebt. Alle Barockkomponisten widmeten diesem Streichinstrument, der Kniegeige, ihre Aufmerksamkeit. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Gambe allmählich vom voller klingenden Violoncello abgelöst, aber mit der Zuwendung zu historischer Aufführungspraxis, erlebt dieses Instrument bzw. die ganze Instrumentenfamilie seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eine erneute Renaissance.
Zur jüngste Telemann Sonntagsmusik musizierten der Gambist Thomas Fritzsch und Shalev Ad-El am Cembalo. Auf dem Programm stand Gambenmusik von Georg Philipp Telemann und dem sehr zu Unrecht wenig bekannten Johann Friedrich Ruhe. Ruhe (1699 – 1776) wirkte als Kirchenmusiker in Halberstadt und immerhin 43 Jahre in Magdeburg. Allerdings wurden bisher nur wenige seiner Werke aufgefunden, darunter vier Sonaten für Viola da gamba und Basso continuo, die jetzt zur Sonntagsmusik erklangen.
Diese Werke wurden für alle Barockmusikfreunde zur Entdeckung. Thomas Fritzsch, der auf einem historischen Instrument von 1784 spielt, hat mit diesen Werken genau die Erwartung von der paradiesischen Herkunft der Gambenmusik erfüllt. Mit einem wunderbar weichen, warmen und doch auch glänzenden Klang bezauberte er das Publikum, und ließ die Kompositionen nicht nur sehr schön, sondern auch lebendig, kurzweilig und abwechslungsreich erklingen. Gefühlvolle langsame Sätze wechseln mit virtuosen, auch tänzerischen Sätzen, und es ist sehr interessant, welche klangliche Vielfalt das Instrument hervorbringen kann, vom dunklen, fast wehmütig klingenden Bassregister bis hinauf zu fast perligen Klängen im Diskant.
Auch Telemanns Trio G-Dur aus den „Essercizii musici“ wurde zu einer kleinen Kostbarkeit. Telemann wurde und wird ja u. a. dafür geschätzt, dass er stets besonders instrumentengerecht komponierte, und dies zeigte sich auch bei diesem Werk. Virtuosität, Klangentfaltung und ein wunderbares Zusammenspiel mit dem Cembalo ließen aus dem kleinen Werk große musikalische Kunst werden.