Gedenkkonzert 16.01.11

Gedenkkonzert „Für eine friedliche Welt“
Michael Lloyd dirigierte Beethovens Neunte im Opernhaus
Von Liane Bornholdt

Magdeburg.
Im Gedenken an die Zerstörung Magdeburgs im II. Weltkrieg erklingt alljährlich am 16. Januar Beethovens gewaltige Sinfonie Nr. 9 d-Moll op.125. In diesem Jahr stand der Engländer Michael Lloyd, der in Magdeburg schon mehrfach gastierte, u.a. im Sinfoniekonzert und bei der „La Traviata“-Premiere, am Pult der Magdeburgischen Philharmonie.
Der Dirigent hatte eine recht eigenwillige und in sich stimmige Konzeption, durch welche Beethovens Sinfonie in einer hierzulande ein wenig ungewohnten musikalischen Beleuchtung erklang. Michael Lloyd hat die kämpferischen, energischen und dramatischen Elemente betont, hat die Bläserpassagen und –farben hervorgehoben und die lyrische Innensicht, welche in dem musikalischen Drama immer wieder aufscheint, nur ganz leise angedeutet. Die ersten beiden Sätze führten ohne „Erholungspausen“, ohne romantisierende Einwürfe sehr bewegt zu immer gewaltigeren martialischen Steigerungen. Konsequent blieben auch die Streicherfarben energisch und fast immer druckvoll. Die Wende beginnt mit dem Adagio molto e cantabile im 3. Satz. Hier ließ der Dirigent wirklich lyrischen, sanglichen Glanz erklingen, und die Musiker der Magdeburgischen Philharmonie vollzogen diesen Klangfarbenwechsel auch sehr deutlich. Sehr schön, wie die Instrumentengruppen nacheinander einsetzten und ganz allmählich und mit feinen Steigerungen das Thema entfalten. Hier zeigte sich ganz klar, wie Michael Lloyd sehr bewusst und genau die Klänge zu formulieren versteht, etwa, wenn die Bläserfanfaren einsetzen und den ruhigen, lyrischen Gesang fast schmerzlich unterbrechen.
Der großartige 4. Satz Presto – Allegro assai ist die Zusammenführung aller vorangegangenen Sätze, und der Dirigent lässt hier noch einmal die martialische Stimmung des Einganges entstehen. Die Freudenmelodie, welche zuerst in den Holzbläsern auftaucht, klingt zuerst ganz beiläufig, bevor sie beginnend mit den Celli von den Streichern und dann vom ganzen Orchester aufgenommen wird. Die geheimnisvolle Suche nach dieser Melodie, wandelt sich bei Michael Lloyd zu einem geradlinigen Weg, der siegessicher, kraftvoll und energisch eingeschlagen wird bis die Gesangsstimmen einsetzen.
Martin-Jan Nijhof hat die Basspartie sehr schön, sehr überzeugend gesungen, das sängerische Fundament des gesamten Solistenquartetts aus der hervorragenden Anita Bader, Sopran, Susanne Drexl, alt, sowie Manfred Wulfert, Tenor, gelegt.
Chordirektor Martin Wagner hat die Chöre (Opernchor, Magdeburger Singakademie und Magdeburger Kantatenchor) ausgezeichnet studiert, so dass das große Chorfinale ausgezeichnet, schön dynamisch und klanglich überzeugend zu erleben war. Bis zum Schluss blieb diese Interpretation immer bewegt und energiegeladen, allerdings weniger emotional und bewegend, eigenwillig jedenfalls und großartige Musik.