Jazz >> die 3 B

Chris Barber, Mr. Acker Bilk und Kenny Ball in der Stadthalle
Traditional Jazz in dreifacher Frische
Von Liane Bornholdt

Magdeburg.
Es hieß, sie wären auf Abschiedstournee, The Three B’s des Traditional Jazz, Chris Barber, Mr. Acker Bilk und Kenny Ball, aber am Sonntagabend in der Stadthalle Magdeburg war davon nicht mehr die Rede. Chris Barber, der mit seiner Jazz and Blues Band den ersten Set des Abends spielte, bekannte gleich am Anfang: „Ich habe gar keine Idee davon, was eine Abschiedstour sein könnte.“ Gerade ist er neben den Auftritten mit seinen Jazz-Kollegen auf seiner Geburtstagstournee zum 80. „I can’t stop now“ heißt sein neuer Titel, und wenn man ihn mit seiner Posaune in der First Line seiner legendären Band erlebt, so will man es schon glauben, dass er weiter spielen wird, und man kann nur ungläubig auf das Geburtsdatum, den 17. April 1930 schauen.
Und seine Kollegen, der Klarinettist Mr. Acker Bilk, er ist noch ein Jahr älter, und auch er wirkt im Kreise seiner Paramount Jazz Band auf keinen Fall so, wie einer, der Abschied nehmen will, was ebenfalls für den Trompeter Kenny Ball zutrifft, der im letzten Mai, die Jahreszahl mit der Acht erreichte.
Die drei Veteranen des Jazz kamen in wunderbarer Frische auf die Stadthallenbühne, denn ihre Musik hat über fünfzig und mehr Bühnenjahre keinerlei Staub angesetzt und sich, trotz aller Traditionals, auch immer erneuert. Es ist schon eine besondere Kunst, einen jeweils besonderen ganz persönlichen und stets unverkennbaren Stil zu entwickeln und zu pflegen und dennoch diesen auch zu erneuern. Dies war in allen drei Sets zu hören, und es ist neben den exzellenten Großmeistern auch unüberhörbar das Verdienst der Musiker, die in den drei Bands mitspielen. In der Chris-Barber-Band etwa spielt als einer von drei hervorragenden Saxophonisten Richard Exall, der auf Bariton und Tenorsaxophon ebenso klangschön musiziert wie auf der Klarinette. An Sidney Bechets berühmten Petite Fleur etwa war zu erleben, wie der Evergreen von 1954 in einer modernen Jazz-Version klingen kann, mit wunderbaren Soli, etwa einem auf der Gitarre (Joe Farler) und improvisatorischen Bläsersätzen.
Mr. Acker Bilks Paramount Jazz Band versteht es ebenfalls, die vielen, zum größten Teil sehr bekannten Titel von jeder musealen Patina zu befreien. Sie besticht so wie immer schon mit Lust zur Improvisation, mit Witz und viel britischem Humor, der für viel Stimmung in der Stadthalle sorgte. Sehr schön, wie der originale New-Orleans-Sound immer wieder neu erklingen kann, wie zeitlos-lebendig Blues und Swing immer wieder klingt. Neben den vielen anderen Solisten muss hier vor allem der Pianist Colin Wood hervorgehoben werden.
Kenny Ball and his Jazzmen spielten zum Abschluss. Sie feierten gerade das 50. Bühnenjubiläum, und aus der ursprünglichen Band ist immer noch der Posaunist John Benett dabei, aber natürlich sind auch die jüngeren Spieler alle Spitzenmusiker, die den Kenny-Ball-Sound mit seiner Mischung aus Spritzigkeit und auch immer wieder leisen Tönen wunderbar beherrschen. Alle drei Konzerte in dem einen fanden gleichermaßen Beifall, und man möchte gern der Aufforderung folgen, im nächsten Jahr wieder zu kommen.