Salut Salon

Salut Salon zu Gast im Opernhaus Magdeburg
„um alles in der Welt“ mit vier Damen und Oskar
Von Liane Bornholdt

Magdeburg.
Oskar schmeichelt sich ein bei der Pianistin Jennifer Rüth, denn Oskar möchte beweisen, dass er ebenfalls Klavier spielen kann, und vor allem, dass er Franz Liszts Liebestraum-Notturno Nr. 3 den rechten gefühlvollen Ausdruck verleihen kann. Oskar ist eine Puppe und das einzige männliche Mitglied von „Salut Salon“. Dieses ist nämlich ein Musikerinnenquartett, zu dem außer der Pianistin Angelika Bachmann, 1. Geige, Iris Siegfried, 2. Geige, Sängerin und Arrangeurin der Gruppe, sowie Sonja Lena Schmidt, Violoncello und Blockflöte, gehören.
Und Oskar erweist sich unter sanfter Nachhilfe einer der Streicherinnen als einfühlsamer Liebesträumer.
Dies aber war nur eine der vielen musikalischen Stationen, an welcher das Quartett bei ihrem Magdeburger Gastspiel im Opernhaus am Freitag anhielten, „um alles in der Welt“ mit Musik zu beleuchten. Dabei begannen sie mit einem Auschnitt aus Astor Piazzollas Tango „La Muerte del Angel“, spielten Griechisch-Türkisches, ein Impromptu des Armeniers Alexander Aruntjunjan bis sie schließlich bei Felix Mendelssohn Bartholdy – Lieder ohne Worte - landeten.
Die vier Musikerinnen erwiesen sich bei ihrer musikalischen Weltreise – bald schon würden sie auch bis Fernost mit indischen Ragas und einem chinesischen Popsong, bei Russlands Folklore und zu einem Kurztrip durch die europäische Musikgeschichte gelangen – nicht nur als Virtuosinnen auf ihren Instrumenten, sondern vielmehr noch als eigenwillige, außerordentlich vielseitige Bühnenkünstlerinnen. Sie alle sind selbstverständlich klassisch geschult, „Jugend musiziert“ und andere Preise zieren ihre Biografien. Seit 2000 spielen sie im Quartett „Salut Salon“ und entwickeln Bühnenprogramme der besonderen Art. Es ist schwer, ihnen ein Genre zuzuordnen, denn für klassische Kammerkonzerte sind die Programme von Salut Salon viel zu kleinteilig, aber die heute verbreitete Art, Klassik zu Popmusik aufzubereiten trifft diese wunderbaren Musikshows glücklicherweise auch nicht. Salut Salon bereitet ungeteiltes Musikvergnügen für alle, das von virtuosem gekonntem Spiel ausgeht und von Witz und absolut sicherem Stilgefühl gekennzeichnet ist. Feine Kammermusik hat ihren Platz genauso wie Chanson und Folklore, Tangos treffen auf Popsongs, klassische „Klingeltöne“ wie Mozarts „Alla Turca“ treffen auf wenig Bekanntes wie das Cellokonzert von Friedrich Gulda, Georg Kreislers schwarze Gesänge auf Bizets Carmen-Suite usw.
Dabei haben die vier Musikerinnen meist eigene und immer ausgesprochen geistreiche Arrangements entwickelt, etwa, wenn sie Klaus Doldingers „Tatort“-Titelmusik aufnehmen, für Streicher mit Klavier umschreiben und aus den wenigen bekannten Takten einen ganzen Krimi musikalisch erzählen mit Einbruch durch eine knarrende Tür, mit Überwältigung, Todesschuss und Flucht bis zur Polizeisirene und dem Klicken der Handschellen.
Köstlich auch, vergnüglich-verspielt, gefühlvoll und immer ausgezeichnet musiziert die Medleys. Im aktuellen Programm „Um alles in der Welt“ gibt es eine „musikalische Reise zum Reich der Mitte“, die, ganz aktuell, mit viel Wasser beginnt, vom überlaufenden „Schwanensee“ durch „Moldau“ und die „schöne blaue Donau“ über die Türkei bis zu indischen und chinesischen Weisen führt.
Bildhaftes bereitet dem Quartett und natürlich den Zuschauern besonderes Vergnügen, etwa einzelne Sätze aus Mussogskys „Bilder einer Ausstellung“, die sie mit den gekonnten Arrangements immer noch ein wenig weiter ausspinnen. Aus der „Hütte der Baba Jaga“ z. B. fliegen Eule und Krähe mit sehr naturalistischem Getön und die tanzenden „Küchlein in ihren Eierschalen“ treffen auf zahlreiche Vogelverwandte, so dass ein Himmel voller Möwen und Tauben, Nachtigallen und Spatzen zu hören ist.
Es gab in Magdeburg für alle die musikalischen Späße wirklich begeisterten Beifall, zwei Zugaben und wieder begeisterten Beifall. Salut Salon war Vergnügen pur im fast ausverkauften Opernhaus Magdeburg.